L bis P - Ostergedicht


Ostern Ostergedichte Ostergedicht Gedichte Ostern


Detlev von Liliencron



Legende

Ev. Matthäi 26, 36-45

Als der Herr in Gethsemane
Auf Knieen lag im schwersten Weh,
Als er sich hob, nach den Jüngern zu schauen,
Ließ er die Thränen niedertauen:
Er fand sie schlafend, und mit den Genossen
Hatte selbst Petrus die Augen geschlossen.
Zum zweiten Mal sucht er die Seinen dann,
Die liegen noch immer in Traumes Bann.
Und zum Dritten, allein im Schmerz,
Zeigt er Gott das kämpfende Herz.
Die heilige Stirn wird ihm feucht und naß,
"Mein Vater, ist es möglich, daß ..."
Und durch ein Gartenmauerloch
Schlüpft ein zottig Hündchen und kroch
Dem Heiland zu Füßen und schmiegt sich ihm an,
Als ob es ihm helfen will und kann.
Und der Herr hat mild lächelnd den Trost gespürt,
Und er nimmt's und drängt's an die Brust gerührt
Und muß es mit seiner Liebe umfassen,
Die Menschen hatten ihn verlassen.

Detlev von Liliencron


Hermann Löns



Das Osterfeuer

Über die Haide ging ich, die Haide so weit und so breit,
Mürrische Worte raunte ins Ohr mir die Einsamkeit.

Raunte von toten Zeiten, da hier noch der Urstier zog,
Über dem Bruche der Adler himmelhoch kreisend flog;

Da der Grauhund, der grimme, Mordrunen ließ im Sand,
Da noch das Elch, das starke, fiel von des Jägers Hand.

Da noch nicht welsche Weise Gut in Böse verkehrt,
Wode und Frigga, die Hehren, standen hochgeehrt;

Da noch Mannesmut galt und nicht allein das Geld,
Da mit dem blanken Schwert wahrte sein Recht der Held;

Nicht mit feigem Worte, und nicht mit billigem Eid;
Also lehrte mich heimlich die Toteneinsamkeit.

Unsere Götter die hießen einstmals Liebe und Kraft,
Kraft, die Leben erzeugt, Liebe, die Wonnen schafft.

Unser Gesetz war kurz, unser Gesetz war das:
Liebe um Liebe, aber auch Haß um Haß.

Treuhand jedwedem Mann, der sich erwies als Freund,
Bluthand dagegen dem Wicht, so sich da nahte als Feind.

Andere Zeiten zogen über das Haideland,
Vor der tückischen Axt Wodes Lobewald schwand;

Frigga die freundliche Fraue wurde zur Hexe verkehrt,
Jeglicher heilige Ort zur Greuelstätte entehrt;

Wodes edles Geflügel hieß Galgenvogel nun,
Friggas schelmisches Eulchen schimpften sie Leichenhuhn;

Und die Dreizehn, die hohe Geheimniszahl,
Unglücks- und Angstnummer wurd sie mit einem Mal.

Zwischen Eichen erhob sich ein einsames Strohdachhaus,
Mährenhäupter reckte der moosige Giebel heraus;

Unter ihm aber nach freundlicher Altsitte noch
Eingeschnitten als Herz starrte das Ulenloch.

An dem Missetürbalken, dem grauen, nach alter Weis'
Eingehauen und bunt prangte der heilige Kreis,

Und die Sonnenrune, die gute, daneben auch,
Nach der Urvorväter ernsthaft beharrlichem Brauch.

Rechts und links von der schwarzblanken Feuerwand
Wodes Schlachtroß mutig sich bäumend stand;

Gleich als wollte es lauthals mir wiehern zu:
Noch trage Wode ich, Freund, noch trauest Frigga du.

Weiter ging ich über das dämmernde Land,
Hinter dem rund und rot das gute Gestirn verschwand;

Ihm gegenüber weit hinter dem bräunlichen Bruch
Eine glührote Flamme zum sternleeren Himmel schlug;

Vor dem nachtschwarzen Wald weiß stieg der Rauch empor,
Bis er im Abendgewölke sich langsam verlor.

Und ich stand und stand und sah nach dem Feuerschein,
Hörte der Mädchen Gejuche, der Jungkerle gellendes Schrei'n,

Und ich lachte und dachte: der Urväter fröhliche Art
Hat sich trotz alldem mein Volk immer noch treulich bewahrt.

Immerdar lobt es noch nach der Vorväter schönem Brauch
Seinen Gott mit Glühglut und weißem Wirbelrauch.

Immer noch blieb es, wie es vor Urzeiten war,
Blau von Auge und Sinn, hell von Herzen und Haar.

Immer noch hielt es sich am Leibe und Geiste stark,
Immer noch blieben gesund ihm Bein und Blut und Mark.

Über die Haide ging ich, die Haide so weit und breit,
Fröhliche Worte raunte ins Ohr mir die Einsamkeit.

Hermann Löns


Hermann von Lingg



Kreuzabnahme

(Zu einem Bilde)

Errungen war des Mittlers Sieg,
Erlegen die Gewalt des Bösen;
Als dann sein Geist zur Hölle stieg,
Die Aelterväter zu erlösen;
Verklärt und siegreich schritt er da
Weltrichtend durch des Todes Reiche,
Indessen über Golgatha
Vom Kreuz gehoben ward die Leiche.

Da waren heilig nicht genug
Die Engel, daß empor sie trügen
Das Antlitz, das den Schmerz noch trug,
Den Todesschmerz in seinen Zügen;
Es ward der Erde, daß ein Hauch
Die größte That davor nur bliebe,
Der größte Schmerz gemildert auch,
Und heiliger die Menschenliebe.

Hermann von Lingg


Alfons Petzold



Osterlied

Jede Furche der Erde spannt
sich in einem neuen Vollbringen,
über das rauchende, schaffende Land
hört man die seligen Lerchen singen.
Aus dem Schollenbrechen der Pflüge,
aus dem Geprassel der fallenden Saat,
aus dem Geklirre der Milchkrüge,
aus jeder werdenden Bauerntat
tönt es hinein in die Stuben der Not:
"Unser die Erde und unser das Brot!"

Alle Steine der Städte sind
von dem Atem der Sonne trunken.
Blüten schleudert der Frühlingswind
in den Kreis der ärmsten Spelunken.
Aus der Räder eisernen Kehlen,
aus der Berge erzenem Schurf,
aus den mächtig durchdonnerten Sälen,
aus jedem werkebeglückenden Wurf
tönt es hinein in die Stuben der Not:
"Unser die Erde und unser das Brot!"

Ostern! Auferstanden der Geist
aus dem toten Gehäuse der Dinge.
seht, wie ein innerer Drang zerreißt
alle menschlichen Ketten und Ringe.
Aus den Stätten zertrümmerter Gräber,
aus dem Schutt veralteter Macht,
aus den Händen der freudigen Geber,
die uns dies herrlichste Ostern gebracht,
tönt es hinein in die Stuben der Not:
"Unser die Erde und unser das Brot!"

Alfons Petzold


Rudolf Presber



Ostermorgen

Die Sonne stieg. In frühen Stunden
Strich sie die langen Schatten hin.
Die Frauen haben das Grab gefunden -
Der liebe Herr war nicht darin.
Die Salben lagen nur und Linnen
Noch hinter abgewälztem Stein;
Kein toter Rabbi barg darinnen
Die Wunden seiner letzten Pein.

Doch dort - im leuchtenden Gewande,
Im Auge himmelsanften Gruß.
Schritt in die jungen Frühlingslande
Ein Gärtner hin auf nacktem Fuß,
So leidensblaß die schmalen Wangen,
Doch ob dem Haupte goldnen Glast -
Und alle Blütenknospen sprangen,
Wo er ein Zweiglein angefaßt.

Der Garten glüht in Morgenschöne,
Die Rose hat ein Wind bewegt,
Als er Maria Magdalene
Die Hand aufs blonde Haupt gelegt;
Als er ihr liebreich von der weißen,
Gebeugten Stirn die Locken strich
Und gütig fragte mit der leisen
Geliebten Stimme: "Kennst du mich?"

So schau ihn: mit den schlanken Händen
Des Leidens wundervollen Sohn -
Das ist im Kranze der Legenden
Die schönste Blume der Passion.
Das hob ihn über Hohn und Hassen,
Als ihn der Römer kreuz'gen hieß:
Er hat die Liebe nicht verlassen,
Weil ihn die Liebe nicht verließ.

Und was das Leben auch dir raubte,
Und was dein Herz im Abschied litt,
Vertraue, daß das Totgeglaubte
Im Garten dir entgegentritt;
Sei nur gewärtig teurer Schemen
Und andachtsvoll bereite dich,
Geliebte Stimme zu vernehmen,
Die sanft dir zuraunt: "Kennst du mich?"

Und wenn dein Herz in Hoffnung lodert,
So fühl des Glaubens Unterpfand:
Nichts ist begraben, nichts vermodert,
Was deine Liebe noch umspannt.
Und wenn im Triebe sproßt der Garten,
Den du in Ehrfurcht treu gepflegt,
Darfst du den Wandelnden erwarten,
Der auf die Stirn die Hand dir legt.

Rudolf Presber


Meine Osterfeier

Was soll ich alter Knabe feiern -
Ward mir nicht grau und kahl die Welt?
Ein Körbchen bloß mit bunten Eiern
Hab' ich auf meinen Pult gestellt.
Ein Körbchen wie's die Kleinen tragen,
Grob, strohgeflochten und gering,
Ein Körbchen, wie's vor Jahr und Tagen
An meinem Kinderarme hing.
Und zwischen Bronzen thront's und Vasen,
Als hätt' es eignen Wert und Rang.
Und es erzählt von einem Hasen,
Der vor mir durch den Garten sprang ...

Und es erzählt von einer trauten
Und lieben Hand, die mich geneckt
Und tief in zart begrünte Stauden
Das bunte Hasenei versteckt;
Und es erzählt, wie ich gefunden
Das Wunder, tief ins Land gebückt;
Und jubelt mir von Frühlingsstunden,
Die mir das kleine Herz entzückt,
Und führt mich auf den alten Wegen
Durch rauhe Jahre heimatwärts,
Und schlingt den alten Frühlingssegen
Mir um das müde Träumerherz ...

Ich weiß es: frohe Feierkunde
Legt um die Christenwelt das Band;
Es sprang in dieser heil'gen Stunde
Ein Felsengrab im Morgenland.
Die Engel sahen ihn entsteigen
Der kalten Gruft und neigten sich,
Und bangen Zweiflern wird er zeigen,
Das Nagelmahl, den Lanzenstich.
Ein Schein wird seine Stirn umblitzen,
Die gestern wund und todesmatt;
Und auf dem Ölberg wird er sitzen
Und schauen nach der heil'gen Stadt.

Ich weiß es: Wunsch und Hoffnung ranken
Sich um dies Fest des Auferstehns,
Und ängstlich klammern die Gedanken
Sich an den Trost des Wiedersehns;
Und jede Blume, die entglommen
Dem grauen Land und Düfte streut,
Verbürgt dem Aug' ein Wiederkommen
Und predigt die Unsterblichkeit.
Weh dem, der, wenn die Knospen treiben,
Die Welt mit karger Weisheit schreckt:
Daß unsre Toten liegen bleiben,
Wenn unser Herz sie nicht erweckt! ...

Ich will auf meine Weise feiern
Und werben um des Lenzes Huld;
Ein Körbchen bloß mit bunten Eiern
Steh' österlich auf meinem Pult.
Ein Körbchen, wie's die Kleinen tragen,
Grob, strohgeflochten und gering,
Ein Körbchen, wie's vor Jahr und Tagen
An meinem Kinderarme hing.
Und die zu früh mir, ach, entschwanden,
Die mit mir spielten froh im Hag,
Die feiern, lächelnd auferstanden,
Mit mir den jungen Ostertag.

Rudolf Presber


Ostersonntag

Das fliegt jetzt aus den Himmeln
Wie eitel Gold und Glast;
Kreischende Spatzen wimmeln
Und tummeln sich am Ast;
Das treibt so grün und saftig
Am wilden Weine schon;
Hemdsärmlig sitzt wahrhaftig -
Der Nachbar am Balkon.

Mit blühenden Rosenstöcken
Ein Bauer fährt im Schritt,
Mädels mit wehenden Röcken
Gehn, Korb am Arme, mit.
Zwei rauchende Matrosen,
Im prallen Sonnenschein
Die blitzblank weißen Hosen,
Ziehn schmunzelnd hinterdrein.

Kinder in weißen Schürzen
Sehn bunte Eier an;
Die Osterlust zu würzen
Spielt dort ein Leiermann.
Ein Mops in faulem Liegen
Knurrt giftig und empört
Und schnappt nach ersten Fliegen,
Die seinen Schlaf gestört.

Die blonde Jungfer drüben
Hör' ich die ganze Zeit
Schon Händels Largo üben -
Die Fenster klaffen weit.
Ich seh' die Kleine sitzen,
So sittsam am Klavier,
Die Schelmenaugen blitzen,
Und heimlich nickt sie mir ...

Das ist der Frühlingssegen
Voll Lieb und Kinderwahn,
Da Hasen Eier legen,
Biskuit und Marzipan;
Da Blütenknospen springen
Und Lippen auch im Kuß,
Und so ein Dichter singen
Und immer singen muß.

Rudolf Presber


Ein Ostergruß

Die Arbeit ruht. Der stillste Tag im Jahr -
Dreifach ein Heide, wer den Tag nicht hätte!
Und durch die Zeiten leuchtet wunderklar
Das Kreuz herüber von der Schädelstätte.

Dornen ums Haupt und um die Lippen Stolz,
Den Davidsenkel, ew'ger Reiche Erben,
Schaun wir am roh behau'nen Marterholz,
Wie dieb'sche Sklaven angenagelt, sterben.

Es schweift sein Auge, tränenleer und groß,
Hinüber nach dem reichverzierten Saale.
Dort saß er in der Halle Salomos
Lehrend so gern hoch überm Kidrontale.

Dort hat den Weg durch lauschend Volk gebahnt
Der neid'sche Adel mit den Priesterbinden;
Dort hat des Menschensohnes Herz geahnt
Der letzten Stunden Qual und Überwinden.

Dort wuchs der Zukunft stolzer Herrschertraum:
Er sah die Welt sich seinem Bilde neigen
Und wie Zachäus auf den Feigenbaum,
Zu grüßen ihn, die frohe Menschheit steigen.

Dort war er seines Vaters Himmelshaus
In der Getreuen schlichtem Kreise näher,
Und jubelnd streuten die Gewänder aus
Vor seiner Eselin die Galiläer.

Er hört den Zuruf, sieht die Palmen wehn;
Und ob ihn bald der Krone Dornen stechen -
Am dritten Tage wird er auferstehn
Und Grab und Tod und Menschenhaß zerbrechen!

Der Juden Wut, der Römer frecher Hohn
Umtost sein Kreuz. "Vater, vergib, sie wissen
Nicht, was sie tun!" haucht leis des Menschen Sohn-
Des Tempels Vorhang hat der Sturm zerrissen.

Ein Tag jetzt noch. Nur Stunden bis zur Nacht...
Schon ballt der Abend seine Wolkenbrände.
Ein letzter Seufzer und: "Es ist vollbracht,
Nimm, Vater, meinen Geist in deine Hände!"

Die Arbeit ruht. Der stillste Tag im Jahr.
Wir schaun dich hängen in des Todes Schmerzen.
Was je im Menschen groß und herrlich war,
Dir zum Gedächtnis wallt es durch die Herzen.

Du hast der Ärmsten Erdengang geschmückt,
Warst den Verirrten Führer durch's Gelände
Und hast aufs Herz des Sterbenden gedrückt
In Heilandsgüte die Erlöserhände.

Es strahlte sonnig durch der Erde Dunst
Der reine Schein von deinem Dulderhaupte,
Und durch den Wunderhimmel seiner Kunst
Empfing dich der, so keine Wunder glaubte.

Du, der für Millionen still gebüßt,
Den die Marieen nicht im Grabe fanden,
Wo noch ein Menschenherz dich suchend grüßt,
Bist du in Geist und Wahrheit auferstanden!

Rudolf Presber


Osterglocken

Nun trägt aus ferner Sphäre
Mit lindem Flügelwehn
Der Wind die Frühlingsmäre
Von frohem Auferstehn;
Und gibt auf Wolkenwegen
Den Glocken das Geleit,
Die nachts der Ostersegen
Im heil'gen Rom geweiht.

Und will zur Kirche locken
Mich Orgel nicht noch Chor,
Die kleinen Blütenglocken,
Die läuten's mir ins Ohr;
Wie sie im Winde wehen,
Ihr leises Stimmchen spricht:
Es gibt ein Auferstehen
Aus Nacht und Grab zum Licht!

Und säum' ich wohl ein Weilchen
In meines Gärtchens Ruh
Und nick' den ersten Veilchen
Und nick' dem Krokus zu;
Und grüß' nach liebem Brauche
Den dunklen Zaun entlang
Das erste Grün am Strauche,
Das aus den Hüllen sprang.

Und oben im Geäste,
Durch das der Himmel blaut,
Schau' ich, wie schon am Neste
Ein kleiner Vogel baut.
Er trägt auf lichten Schwingen
Sich Halm um Hälmchen her,
Wie bald wird er besingen
Des Maien Wiederkehr . . .

Und ward längst für mich Blinden
Das letzte Bett behau'n -
Die Blumen stehn in Winden,
Die kleinen Vögel bau'n;
Und durch die neuen Zeiten
Wird, klüger als der Ahn,
Ein starker Enkel schreiten
Und tun, wie ich getan.

Und blüh'n die starken Bäume,
Die ich noch schwach gesehn,
Dann werden meine Träume
Die Stirne ihm umwehn;
Dann lebt, was lang schon ruhte,
In dem verjüngten Sinn,
Weil ich in seinem Blute
Und seinem Herzschlag bin!

Rudolf Presber


Ostermorgen

Geht mit eurer Geisterwelt
Und dem öden Hokuspokus -
Himmelschlüssel stehn im Feld
Und im Garten gelbe Krokus.

An den Bäumen grüner Schein -
Leben quillt aus jedem Ästchen,
Und die Stare fliegen ein
In das alte Rindenkästchen.

In den Bienenkörben brummt's;
Leise duftet schon der Flieder -
Und in meinem Herzen summt's
Schlicht, wie alte Kinderlieder.

Seht, die Welt wird ein Gedicht
Vor des Lenzwinds Flügelwehen,
Andre Wunder brauch' ich nicht,
Die im Fleische auferstehen.

Den ich fühl' die Welt durchlohn
Und im Schaffen sich ergötzen,
Will ich nicht auf güldnem Thron
Suchen hinter Wolkenfetzen.

Ferne allem Trotz und Spott
Schau' ich selig in die Runde,
Red' ich mit dem lieben Gott
Manche helle Frühlingsstunde ...

Rudolf Presber


Am Ostermorgen

Das ist ein Blühen und Singen
In heiliger Osterzeit -
Von dumpfen Gräbern springen
Die Felsentore weit.
Den Haß und Hohn verscharrten
Trotz seiner Jünger Flehn,
Den haben durch den Garten
Die Frauen wandeln sehn.
Er hat, von Menschentränen
Gelockt nach kurzer Nacht,
Maria-Magdalenen
Den Lebensgruß gebracht.

Nun düftet's durch die Auen
Von Lenz und Auferstehn;
Die galiläischen Frauen
Schau' ich im Garten gehn;
Die treuen Schwärmerinnen,
Bejammernd seinen Mord,
Finden bei leeren Linnen
Den Engel Gottes dort.
Sie beten das Erbarmen
Herab vom Himmelszelt
Und führen mit schwachen Armen
Das Wunder in die Welt.

Das ist der wonnevollen,
Der heiligen Liebe Glühn:
Die läßt aus toten Schollen
Die bunten Blumen blühn:
Die streut des Lenzes Gaben
Im Sonnenglanz zu Hauf;
Und was der Haß begraben,
Weckt sie in Schönheit auf.
Und unsre Seelen ziehen
In junger Erde Duft
Dankbar mit den Marieen
Zu einer leeren Gruft ...

Rudolf Presber


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